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Catharina Regina von Greiffenberg

Barockdichtung aus dem Mostviertel

Ein Beitrag von Eva Zankl

Catharina Regina von Greiffenberg Copyright: Wikimedia Commons

Lebensdaten:

1633 - 1694

Unter weiteren Namen bekannt als:

Catharina Regina Freiherrin von Seisenegg


Beziehungen

Auch wenn unsere Hauptdarstellerin gerade in ihrer österreichischen Heimat lange unbeachtet blieb, so ist sie doch für ihre Zeit eine der wenigen Frauengestalten, die aufgrund ihrer Abstammung und ihres Schaffens reiche Spuren hinterlassen hat.

Catharina Regina wurde am 7. September 1633 in die Welt des niederösterreichischen Landadels hinein geboren, der sich – obwohl größtenteils protestantisch – bis zur Mitte des 17. Jahrhundert eine weit reichende Selbständigkeit gegenüber dem katholisch beherrschten Landesfürstentum in Österreich bewahren konnte.

Der Stammvater und Großvater Catharinas, Dr. Johann Baptist Linsmayer, hatte als Kammerprokurator bei Erzherzog Karl in Graz Karriere gemacht und wurde für seine Verdienste 1579 in den rittermäßigen Adelsstand erhoben. Der Kauf und die Ausbeutung der Kupfergruben in der steirischen Radmer machten ihn zum vermögenden Mann, der seinen Adelsnamen auf das Schloss Greiffenberg im Radmertal bezog. Der regelmäßige Geldverleih an Erzherzog Matthias brachte ihm zum Lebensende auch noch den Freiherrentitel ein. Stammsitz der Familie wurde allerdings das Schloss Seisenegg im Mostviertel, in dem auch seine drei Söhne und vier Töchter aufwuchsen.

Sein Nachfolger Hans Gottfried von Greiffenberg übernahm die Besitzungen in einer für Protestanten schwierigen Zeit. Am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges waren die religiösen Spannungen auch in Niederösterreich sehr groß und hinderten Protestanten an der Ausübung öffentlicher Ämter. Die Verwaltung der Güter entwickelte sich für Hans Gottfried schwierig, als er feststellen musste, dass der Kaiser nicht vorhatte, die Darlehen zurück zu zahlen. Der Niedergang des Kupferbergbaus und der darauf folgende Verkauf der Besitzungen der Familie führten schließlich auch zur wirtschaftlichen Misere der Familie Greiffenberg.

Aus seiner späten zweiten Heirat mit Eva Maria von Pranck zu Reinthal und Frondsberg gingen zwei Töchter hervor: Catharina Regina und die früh verstorbene Anna Regina. Die Mutter hatte als gläubige Protestantin ein Gelübde abgelegt, ihre Tochter dem Dienst an Christus zu weihen und damit wahrscheinlich die religiöse Empfindsamkeit ihrer Tochter entsprechend gefördert.

Der frühe Tod ihres Vaters bestimmte dessen Halbbruder Hans Rudolf zum Vormund Catharinas. Der sehr gebildete Mann erkannte früh die intellektuelle und schriftstellerische Veranlagung seines Mündels und förderte diese behutsam. Neben dieser Aufgabe musste Hans Rudolf aber auch die angespannte wirtschaftliche Hinterlassenschaft seines Halbbruders abwickeln und mit weiteren Verkäufen von Landgütern wenigstens einen Teil der Gläubiger entschädigen. Um 1650 waren außer dem Schloss Seisenegg nur noch eine Mühle und der hoch verschuldete Kupferbergbau im Besitz der Familie.

In dieser prekären wirtschaftlichen Situation war Catharina aufgewachsen und so hatte ihr Onkel, als sie ins heiratsfähige Alter kam, alle möglichen Heiratsverbindungen verhindert, die ihn eine Mitgift von 5000 fl gekostet hätten. Er selbst hatte nicht geheiratet, da eine standesgemäße Partnerin in der ausgedünnten protestantischen Adelsgesellschaft kaum noch zu finden war und Hans Rudolf durch seine Schulden alles andere als eine gute Partie war. Daher lag es für ihn nahe, eine Ehe mit seinem Mündel anzustreben, die wegen der nahen verwandtschaftlichen Beziehung im Fürstentum Bayreuth geschlossen wurde. Catharina erfüllte diese Eheschließung mit dem 30 Jahre älteren Mann mit Abscheu, auch deshalb, weil sie durch ihre asketische Veranlagung nie heiraten wollte.

Dennoch stand sie ihrem Gatten nach der Rückkehr nach Österreich mehr als ein Jahrzehnt zur Seite, als dieser einen langwierigen Kampf mit seinem Geschäftspartner Matthäus von Risenfels, einem katholischen Handelsherrn, wegen der Besitzrechte von Seisenegg ausfechten musste. Die lange Abwesenheit ihres Mannes beim reaktivierten Kupferwerk in der Radmer ließ sie in Seisenegg vereinsamen. Trost fand sie in ihrem regelmäßigen Briefwechsel mit ihrem Dichterfreund Sigmund von Birken in Nürnberg.

Obwohl Catharina als Gutsherrin auch wirtschaftliche Verpflichtungen hatte und bei den spärlichen Aufenthalten ihres Mannes, der ein sehr offenes Haus führte, auch Repräsentationspflichten übernehmen musste, waren ihr solche Unterbrechungen ihres literarischen Schaffens zuwider. Sie hatte die von außen aufgebürdete Vereinsamung und Isolation durch ihre Religionszugehörigkeit und die inzestuöse Ehe inzwischen auch verinnerlicht und literarisch umgesetzt. Immer öfter zog sie sich zum Schreiben in ein abgelegenes Lusthaus zurück.

Der Tod ihres Mannes 1677 lieferte sie dann endgültig ihren Widersachern aus und sie wurde trotz der Vorsorge, die ihr Mann getroffen hatte, betrogen. Die Familie Risenfels inszenierte eine Intrige, die sie um ihre Erbansprüche bringen sollte. Da ein Gerichtsverfahren nicht den gewünschten Erfolg brachte, reiste Catharina 1679 schließlich nach Deutschland, wo Wolf Helmhard von Hohenberg wenigstens ihr mütterliches Erbe bewahren konnte und ließ sich schließlich in Nürnberg nieder, wobei sie auf jegliche standesgemäße Lebensweise und weltliche Besitztümer verzichtete. Gemeinsam mit ihren alten und neuen gleichgesinnten Freunden konnte sie ihr neues Leben genießen und diese letzten 14 Lebensjahre waren wohl die schönsten ihres Lebens. Catharina Regina von Greiffenberg starb nach kurzer Krankheit am Ostersonntag, am 8. April 1694.

Wirkungsbereich

Die künstlerische Entwicklung Catharinas spielte sich in einem literarischen Umfeld ab, das bereits im 16. Jahrhundert eine eigenständige protestantische Kulturlandschaft war. Männer wie Richard Streun von Schwarzenau und Christoph von Schallenberg sind hier zu nennen und hatten Vorbildwirkung für die Vertreter einer literarischen Adelslandschaft im westlichen Niederösterreich, die auch auf Catharina Regina großen Einfluss hatten. Johann Wilhelm von Stubenberg, Herr der in der Nähe liegenden Schallaburg war ihr Lehrmeister in der Dichtkunst. Er vermittelte auch die Kontakte zum Nürnberger Literatenkreis. Durch Stubenbergs Verbindung fand Catharina auch Aufnahme in die Ister-Gesellschaft, einen poetischen Zirkel kunstsinniger Adeliger. Hier schloss Catharina Freundschaften, die auch in späteren Jahren anhielten. Eine wichtige Rolle spielte hier Wolf Helmhard von Hohenberg, der durch seine Schrift über die Bewirtschaftung von Landgütern bis heute bekannt ist und nach seiner Emigration Catharinas mütterliches Erbe vor dem Zugriff ihrer Gegner rettete.

Auch verschiedene weibliche Mitglieder der Ister Gesellschaft fanden sich gelegentlich in Seisenegg ein und bildeten dort einen Kreis von religiös-ästhetisch Interessierten, der offensichtlich eine kurzzeitige Gegenwelt zur politischen Realität der Gegenreformation aufbaute.

Reformatorische Impulse

Catharina selbst erlebte anlässlich einer Reise nach Ungarn ihren religiösen Durchbruch und wollte sich seither ausschließlich der Verherrlichung Gottes in ihrem Werk widmen. Dieses Sendungsbewusstsein dehnte sich schließlich auch auf den kaiserlichen Hof aus. Ein volles Jahrzehnt lang versuchte Catharina durch Schriften, die sie dem jungen Kaiser Leopold I. widmete, diesen von der Kraft des wahren protestantischen Glaubens zu überzeugen. Vor allem die allegorisch verschlüsselte Dichtung „Adler Grotta“ sollte durch eine Vertrauensperson dem Kaiser überbracht werden und die erhoffte Wirkung entfalten. Da der Kaiser die Werke vermutlich nie zu sehen bekam, stellte sich eine gewisse Resignation bei Catharina ein, die Hoffnung erlosch jedoch nicht.

Nach ihrer Übersiedlung nach Nürnberg wurde sie als Dichterin bald weit über Nürnberg hinaus bekannt und von dem Hamburger Philipp von Zesen als Oberstzunftmeisterin der Lilienzunft in die Teutschgesinnte Genossenschaft aufgenommen. Ihre theologischen Betrachtungen und Andachtsschriften fanden ein großes Publikum und schenkten den Lesern Glaubensstärke und Erbauung. Ihre Dichtung war ein Niederschlag ihres Glaubens, der sich durch persönliche und konfessionelle Isolierung nach innen gekehrt hatte und eine pietistisch meditative Frömmigkeit hervorgebracht hatte. Dabei wies ihre Dichtung kaum katholisch-feindliche Gesinnung auf und Catharinas Erbauungsschriften waren daher auch bei Katholiken beliebt. Ihre geistlichen Sonette blieben sogar von der jesuitischen Zensur verschont und fanden so den Weg in die Wiener Nationalbibliothek.

Kommentar

Ob man Catharina Regina von Greiffenberg als Mystikerin oder als frühe Pietistin einstufen will, sei dahin gestellt. In erster Linie erlebte sie ihr Wirken als Dienst an ihrer Religion und der Verherrlichung Gottes.

Zur Beurteilung der Frauengestalt Catharina müssen sicher die verschlechterten Lebensumstände protestantischer Landadeliger in Niederösterreich Ende des 17. Jahrhunderts berücksichtigt werden. Da im Lauf der ersten Hälfte des Jahrhunderts bereits ein Großteil von ihnen das Land verlassen hatte, hatten die Zurückgebliebenen mit zunehmenden Repressionen zu leben und diese wirkten sich umso mehr auf eine von ihrem Mann über lange Phasen allein gelassene Frau aus. Die in sich gekehrte Mentalität Catharinas, die auch einen gewissen fehlenden Realitätssinn vermuten lässt, stand diesen Lebensbedingungen sicher mit Unverständnis und einem großen Leidensdruck gegenüber. So war die Spiritualität Catharinas Fluchtweg und Ventil zugleich und erzeugte ein literarisches Schaffen, das sowohl die Menschen ihrer Zeit inspirierte als auch die literarische Rezeption in unserer Zeit beeinflusst.

Zum Weiterlesen

Angesichts einer Fülle an Literatur zur Person Catharinas von Greiffenberg und der protestantischen Barockdichtung, sei hier – neben ihren Werken – nur eine Arbeit erwähnt, die sich mit dem Leben der Dichterin in kompakter Form beschäftigt.

 

H. Cerny: Catharina Regina von Greiffenberg, geb. Freiherrin von Seisenegg (1633-1694). Herkunft, Leben und Werk der größten deutschen Barockdichterin, Amstettner Beiträge 1983, Hg. Stadtgemeinde Amstetten.

C. R. von Greiffenberg: Sämtliche Werke in zehn Bänden, hrsg. v. M. Bircher u. F. Kemp, Millwood, NY. 1983 [Kraus Reprint].

Einige Gedichte von ihr sind online zu finden unter: http://www.wortblume.de/dichterinnen/greiff_i.htm (Zugriff am 22.5.2014)